Koffer folieren, wer macht denn so was?

Man muss auch mal über seine Irrtümer, Fettnäpfchen und Dummheiten reden können. Also los jetzt, ich geb mir einen Schubs. Als ich vor 2 Jahren mein Comeback mit dem Backpack hatte war ich in vielen Dingen noch unsicher. Immerhin war diese Art des Reisens nach einer 35jährigen Rucksackpause für mich sehr ungewohnt.  Ich hatte das gute Stück so voll gepackt, dass ich es nicht als Handgepäck mitnehmen konnte, sondern aufgeben musste. Ich fragte mich, ob er unterwegs nicht kaputt gehen könne.

Wird der Rucksack beschädigt wenn ich ihn aufgebe?

So ein moderner Rucksack hat nämlich eine Menge Schnallen, Steckschließen und Blitzverschlüsse. Überall kann man etwas verstellen, weiter oder enger machen, dranhängen, festzurren. Man kann damit auch irgendwo hängenbleiben und etwas abreißen. Damit das unterwegs nicht passiert, so ein Ratgeber im Internet, solle man das gute Stück in Folie einschweißen lassen.

Kofferfolierung, nicht nur für Koffer

Wahnsinn!, dachte ich, als ich am Flughafen Düsseldorf in der Einschweißwarteschleife (das Wort an sich ist schon Sünde) stand. Da lassen nämlich Reisende auch ihre Koffer einwickeln. Wozu denn das? Ist der Koffer nicht sich selbst schon Schutz genug? Nein, zumindest dann nicht, wenn man den Anbietern Glauben schenken mag: „Sie haben hochwertige Gepäckstücke, die Sie vor Kratzern und Schmutz schützen möchten? Dann nutzen Sie den Folierungsservice“, preist ein Anbieter den Service an, „so ist Ihr Gepäck bestens für den Flug gewappnet.“ O je, jetzt muss sich sogar schon der Koffer für den Flug wappnen: Kofferfolierung nennt man das.

Eine Riesenumweltsauerei. Braucht kein Mensch!

Früher galt es als cool, einen möglichst abgewetzten, zerbeulten Koffer zu haben, war das doch ein eindeutiges Zeichen für den viel gereisten und weltgewandten Globetrotter. Heute ist der makellose Koffer Trumpf, vielleicht ein Zeichen dafür, dass man für jede Reise und jedes Kleidungsstück einen anderen, passenderen Koffer parat hat. Und der wird dann für 15 Euro auf einer sich drehenden Plattform mehrlagig mit Folie umwickelt. Während der Verpackungskünstler meinen sich drehenden Rucksack in zwölf Meter Folie einwickelte, mir bereits klar, dass das eine Riesenumweltsauerei ist und dass ich das nie wieder machen würde. Es treibt mir heute noch die Schamröte ins Gesicht wenn ich an diese meine erste, einzige und allerletzte Folierung am Flughafen denke.

Nie wieder, hört Ihr, liebe Kofferfolierer an den Flughäfen dieser Welt, nie wieder!

Dann doch lieber in dicken Leinenstoff einnähen, wie das manchmal Südamerikaner machen. Den Stoff kann man hinterher noch verwenden. Aber diese Plastikpelle kriegst du auch nicht wieder ab ohne größeres Werkzeug und ohne mit ihr zu kämpfen. Ihr hättet mich mal sehen sollen als ich in Montevideo meine Plastikwurst vom Gepäckband nahm…

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Never ever!

ich hievte den Rucksack vom Gepäckband und musste ihn wie eine Riesenwurst quer auf dem Arm zu den Zollkontrollen tragen. Zwangsläufig. Das sieht nicht nur bescheuert aus, es ist auch unbequem. Einen Rucksack sollte man anziehen können. Aber die Schultergurte waren ja mit eingeschweißt. Klar hatte ich ein Messer dabei, mit dem ich die 15 Meter Plastikfolie hätte aufschlitzen können. Aber das war…na, wo wohl? Richtig: Im zugeschweißten Rucksack. Also: nie wieder. Ist auch völlig überflüssig: auf meinen weiteren Reisen ohne Schutzhülle ist nichts kaputt gegangen, weder auf Flügen, noch auf Autobusdächern und offenen Ladeflächen.

18 Gedanken zu „Koffer folieren, wer macht denn so was?

    1. Maren Knappig

      Vor Jahren habe ich meinen Koffer vom Gepäckband genommen und habe im Hotel verzweifelt nach meinem MacBook gesucht, welches ich sicher im Koffer verstaut glaubte. Der Koffer (Weichschalenkoffer mit Reißverschluss) wies keinerlei Aufälligkeiten auf. Der Zipper war zu und auch sonst war alles „ok“. Im Nachhinein hat sich rausgestellt, dass einer der Angestellten systematisch solche Koffer geöffnet, verschlossen und wieder dem logistikprozess zugeführt hatte. Das gleiche kann also auch umgekehrt passieren und man sieht sich in Singapur der Todesstrafe gegenüber, weil jemand einem etwas zum Schnuggeln „mitgegeben hat“. Deshalb sehe ich es als äußerst sinnvoll an, den Kopffer folieren zu lassen. Zudem werden bei Köffern die griffe offen gelassen, sodass man keine „Wurst“ mitschleppen muss, sondern den Kopffer wie gehabt bequem ziehen kann. Man solte nicht immer so eindimensional auf ein Thema schauen.

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      1. Gitti Müller Autor

        Eindimensional ist doch wenn man die Folgen des eigenen Tuns ignoriert. Der Umweltfaktor scheint mir schon wichtig und die Umweltsauerei mit soviel Plastik steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Tut mir leid, dass du schlechte Erfahrungen gemacht hast aber wahrscheinlich hätte es ja gereicht, dass du deinen Laptop im Handgepäck mitnimmst und/oder den aufgegebenen Koffer verschliesst.

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      2. Antonia

        Eindimensional ist es, wenn man da, wo es mehrere Dimensionen gibt, nur eine Dimension sieht. Oder bereit ist, zu sehen. Die Dimension Umweltverschmutzung ist ebenso relevant wie die von Maren beschriebene Dimension Sicherheit des Gepäcks.
        Der Umweltfaktor scheint Dir „schon wichtig“? Echt jetzt, beim Fliegen? DIst es nicht mehr als schräg, angesichts der durch den eigenen (Langstrecken)Flug verursachten Umweltverschmutzung rügend auf die Umwelt“sauerei“ durch „Folieren“ hinzuweisen? Hallo? Stimmen da die Relationen noch? Man kann durchaus „ja“ zum Fliegen sagen, aber dann gehört die Ehrlichkeit dazu, zu sehen, dass man selbst massiv zur Umweltverschmutzung beiträgt. Der Flieger hat das Erdöl-Äquivalent zu 12 Metern Folie schon x-fach verbraucht, wenn er sich auf dem Airport den ersten Meter vorwärts bewegt hat.

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      3. Gitti Müller Autor

        Hallo Antonia, vielleicht ist dir entgangen, dass ich mich ausdrücklich in die Kritik mit einbezogen habe, mein eigenes Fehlverhalten war ja der Anlass für diesen Blogpost. Was ist falsch daran? Die Diskussion ums Fliegen nehme ich gern an anderer Stelle auf. Vielleicht freut es dich zu wissen, dass ich mein Auto vor 3 Jahren abgeschafft habe, nur Fahrrad und Bahn fahre, kein Fleisch esse, ein altes Mobilphone benutze.

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  1. Sabine Landstorfer

    Großartiger Beitrag ! Sehe ich genau so.
    Zum Glück ließ ich es nie machen.
    Aber ich hasse die Leute in dieser Schlange!
    Ganz liebe Grüße
    Sabine

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  2. Silke_Es@AmRandeBemerkt

    Bei manchem Reisendem ist allerdings so etwas notwendig. Ich durfte vor kurzem mal miterleben, wie „zärtlich“ mit deinem Gepäck umgegangen wird und da ist so etwas auf jeden Fall angebracht, zu dem manch einer Taschen oder Koffer benutzt, die noch nicht mal zum Einkaufen gehen, taugen.

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    1. Gitti Müller Autor

      Liebe Silke, ich glaube da macht es dann mehr Sinn ein robustes Gepäckstück zu kaufen, das vielleicht ein paar Euro mehr kostet. Und schon spart man das Geld für die Folierung und tut der Umwelt etwas Gutes.

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  3. Gudrun

    Ich habe jetzt trotzdem so lachen müssen, als ich deinen Artikel gelesen habe. Ich wundere mich auch immer wieder, warum Leute das machen. Besonders die mit den Hartschalenkoffern. Den Trick mit dem Leinensack kannte ich noch nicht, dass ist ein guter Tipp, danke dafür!

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  4. Tanja

    Liebe Gitti, manche Sachen sind einfach total unnütz… ehrlich… ich bin auch noch nie auf die Idee gekommen meinen Koffer zu folieren… (so ein Umweltdreck können wir dann auch wirklich noch sparen, denn sind wir mal ehrlich, schon der Flieger sorgt ja für genug Umweltschmutz). Jetzt nach 10 Jahren gibt mein geblümtes Köfferchen (der übrigens auch oft als Handgepäck durchgeht) langsam den Geist auf… aber nun gut… darf dann auch nach einiger Zeit (bei Vielreisenden) passieren. 😉
    Deinen Rucksack kenne ich ja schon… und ich bin übrigens immer noch begeistert, mit wie wenig du mittlerweile um die Welt reist.

    Liebe Grüße
    Tanja

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  5. Gina

    Liebe Gitti,

    Ich wundere mich auch immer, wenn ich Reisende sehe, die diese unsägliche Kofferfolierung machen lassen.
    Wir hatten auf unserer Weltreise eine robuste Schutzhülle für den Rucksack, die auch als Regenschutz diente.

    LG Gina

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  6. blaupause7

    Davon lese ich hier jetzt zum ersten Mal. Ein Koffer ist ein Gebrauchsgegenstand, der darf auch was aushalten. Und ich möchte ihn im Hotel schnell aufmachen, und mich nicht erst durch Unmengen von Plastik wühlen.

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    1. Gitti Müller Autor

      absolut richtig! Ich falle auch nicht mehr darauf rein. Wenn du darauf achtest wirst du sehen: die stehen an allen großen Flughäfen vor dem Check In. Bloß daran vorbei gehen (-;

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  7. Hans Joerg

    Hallo ihr alle zusammen .
    Ich möchte hier auch mal meinen Senf dazu geben . Ich bin Monteur , und bin beruflich aufs fliegen angewiesen . Daher muss ich auch oft meine Koffer Folieren lassen . denn es ist ja so . Ich habe in meinen Koffern hochwertiges Werkzeug das mal zum ersten zum zweiten ist es teuer und zum dritten könnte ich sofort die Heimreise antreten sobald etwas davon fehlt , da ich dadurch verschiedene arbeiten am Bestimmungsort nicht durchführen kann .
    Einige Mess und Einstell
    Geräte die im 4 und 5 stelligen Bereich kosten sind da auch dabei .
    Deshalb sollte man von Fall zu Fall entscheiden was sinnvoll
    und was Umweltverschmutzung ist .
    Und nicht alle Leute über einen Kamm scheren und sagen Diiii Umweltverschmutzer und mit dem Finger drauf zeigen .
    Erst mal die Dinge Hinterfragen bevor man mit der groben kelle aus Teilt
    Beste Grüsse von Hans

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    1. Gitti Müller Autor

      Lieber Hans, ich denke mal da sind Sie eine große Ausnahme. In der Regel verreisen die Leute nicht mit hochpreisigem Werkzeug sondern mit Badeanzug, Sonnenhut und Flip-Flops. Trotzdem leuchtet mir nicht ein warum man den Koffer folieren muss wenn man Hochpreisiges transportiert. Folieren hilft ja wenig gegen Diebstahl, da braucht es ja nur ein Messer um den Plastiksalat aufzuschlitzen. Da würde ich doch eher spezielle Metallkoffer empfehlen, die quasi unknackbar sind. Herzliche Grüße

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