Oaxaca: Expedition Sierra Norte

Als ich Ruben kennen lernte konnte er kaum glauben, dass ich die Sierra Norte nicht kannte. Berge in Südmexiko? Damit hatte ich mich noch nie befasst. Ich verband mit  Oaxaca in erster Linie endlose Strände am Pazifik und natürlich die bunte, laute und aufregende Stadt gleichen Namens. Wir tranken heißte Schokolade im historischen Zentrum der Stadt und Ruben hörte nicht auf, von sattgrünen Nadelwäldern, kleinen Dörfern und Ecoturismus zu schwärmen. Also nichts wie hin.

Über den Wolken: Benito Juaréz

Nach einer halben Stunde Autofahrt auf der Hauptstrasse biegt Ruben links ab und fährt geradewegs in die Berge hinein. Kurve um Kurve geht es bergauf, mit herrlichen Ausblicken auf die Stadt und das Tal bis wir schliesslich in den Wolken verschwinden. Die Strasse wird immer kleiner und schliesslich kommen wir im Dorf Benito Juaréz an.

Ruben und Manuel, Guides aus Leidenschaft

Ruben und Manuel, Guides aus Leidenschaft

 

Mancomunado: Dörfer die sich selbst verwalten

Das Dorf ist ein sogenanntes Mancomunado (von mano=Hand und Comune=Gemeinschaft), eine anerkannte indigene Dorfgemeinschaft, die sich selbst verwaltet, ganz eigenen Gesetzen folgt sowie gemeinschaftlich wirtschaftet. Wer hier in der Gegend wandern oder übernachten will kommt an dieser Gemeinschaft nicht vorbei. Schnell wird ein lokaler Guide organisiert und mit ihm geht es dann los in den Wald.

Wanderwege in der Sierra Norte

„andale“ ruft Manuel, was soviel heißt wie „mir nach“.

Auf schmalen, moosweichen Waldwegen wandern wir immer höher. Es duftet nach Pinien und Zedern, zwischendrin stehen riesige Agaven, wachsen bunte Blumen und duftende Kräuter. Manuel, unser Guide, beantwortet geduldig jede Frage, zeigt uns was die Natur an Medizin vorrätig hält und erzählt so manche Anekdote aus seiner Zeit im Projekt.

Kühe in der Sierra Norte

Ein paar Steicheleinheiten für die Kühe

Eine andere Welt, 3000 Meter über Meeresspiegel

Nach etwa 1 Stunde bergauf, bergab kommen wir an einen Wasserfall. Man könnte hier planschen aber es ist viel zu kalt, um eine Erfrischung zu wollen. Wir sind hier 3000 Meter über dem Meeresspiegel und es herrscht zur Zeit eine Kaltfront. Der Wind weht immer wieder Sprühregen und Nebel herüber. Ich bin echt froh, dass ich mich warm angezogen habe. Als wir in Oaxaca losfuhren waren es satte 25 Grad. Mit so viel Temperaturunterschied hatte ich nicht gerechnet. Mütze und Anorak waren eine reine Vorsichtsmaßnahmen.

Wasserfall in der Sierra Norte

Wasserfall in der Sierra Norte

Manuel ist da nicht so empfindlich. Der Gute ist 75 Jahre alt und klettert die zum Teil steilen Pfade, die ich nur schnaufend schaffe, grazil wie eine Bergziege hoch.

Berghof in der Sierra

Berghof in der Sierra. Wäre der Mais nicht auf den Dächern könnte man es auch für Tirol halten

Wir kommen an kleinen Gehöften vorbei, wo auf den Dächern der Mais getrocknet wird. Falls die Sonne heraus kommt.

 

 

Apotheke in der Natur

Unterwegs entdeckt Manuel ein Kraut, Verro, das im Wasser wächst und ausgesprochen selten zu finden ist, wie er sagt. Es sei das vitaminreichste Gewächs das er kenne und jetzt im Winter als Vorbeugung für Erkältungskrankheiten und Grippen sehr begehrt, aber auch um Nierenkrankheiten zu kurieren. Wo wir schon mal da sind wird gleich geerntet.IMG_9017

Die rote Distel hingegen ist gut um den Blutdruck zu senken, ihr Name Cardo Santo ist also Programm. Vielleicht hätte ich davon etwas nehmen sollen denn wenig später treffen wir auf eine Hängebrücke, deren Anblick meinen Blutdruck gewaltig in die Höhe treibt. Sie hängt nicht nur, sie schaukelt auch im Wind. Spontan würde ich ja sagen „och nö, lass mal, da muss ich nicht rüber“, aber Ruben und Manuel reden auf mich ein, als gelte es eine Mutprobe zu bestehen. Ich habe ein wenig Höhenangst und würde lieber kneifen.

Hängebrücke in der Sierra Norte

Stehen kann ja jeder darauf, aber beim gehen wackelt es schon ordentlich

Aber schliesslich besinne ich mich auf das, was ich anderen Angsthasen immer rate, nämlich: einen Schritt raus aus der Komfortzone und du hast wieder etwas gewonnen. So besiege ich den inneren Schweinehund und schwanke bange auf die andere Seite, fühle mich ein wenig trunken aber eben auch ein kleines bisschen stolz.

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Belohnt werde ich mit einem märchenhaften Ausblick auf diesen ungewöhnlichen Wald und mit dem guten Gefühl, dass Erlebnisse wie diese mein Leben ganz ausserordentlich bereichern.

Auf dem Rückweg, kurz vor Benito Juaréz, treffen wir junge Wanderer aus Deutschland, die sich, nur mit GPS ausgestattet, vor mehr als 4 Stunden auf den Weg gemacht haben und nicht sicher sind, ob sie sich nicht doch verlaufen haben. Ruben und Manuel staunen nicht schlecht als die Mädels sagen aus welchem Dorf sie gerade kommen. „Das ist aber eine verdammt harte Strecke“ lacht Manuel.

Wandergruppe Sierra Norte, <mexico

Das Wandern ist des Müllers Lust, auch in Mexico

Dagen war unsere Wanderung Kinderkram. Meine App sagt, ich habe 78 Stockwerke genomen. Jetzt wo sie’s sagt: Stimmt, meine Beine sind wie Pudding. Ein Glück, zurück nach Oaxaca geht’s mit dem Auto.

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Ruben ist selbständiger Guide aus Oaxaca, hat ein gepflegtes, sicheres Auto, spricht fliessend englisch, kennt jedes Dorf und jeden Pfad in Oaxaca und Umgebung. Seine Leidenschaft: andere mit seiner Liebe zu Oaxaca anstecken.

Kontakt zum Guide Ruben in Oaxaca: +52 9512325634

 

 

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