1980 war ich schon einmal dort, auf der Durchreise mit dem Bus von Guatemala nach Nicaragua. Damals hatte Honduras bereits den Ruf gefährlich, korrupt und fest in den Händen der Drogenmafia zu sein. In den Achtzigern stimmte das allerdings für etwa 80% aller süd-und mittelamerikanischen Länder. Heute sieht das anders aus. Und wenn ich nicht unbedingt hin muß, versuche ich Länder wie Honduras, San Salvador und Venezuela zu meiden.
Eigentlich wollte ich also gar nicht da hin. Niemals. Und dann bin ich doch hingefahren. Um sehr liebe Menschen dort zu besuchen. Ist ja nicht weit, dachte ich, da ich nun schon mal in Mexico bin. Von wegen! Ich hatte die Wahl zwischen mehreren Tagen mit dem Bus über Guatemala und El Salvador nach Honduras zu reisen oder Kurzstrecke zu fliegen. Ich bin geflogen. Kurz aber teuer, sehr teuer und schlecht, sehr schlecht. So schlecht, dass aus kurz 10 Stunden wurden. Mit Zwischenlandung in Mexico City und in Salvador.

6 Stunden Wartezeit in Mexico City. Sitzen kann man nur auf dem Boden
Waghalsige Landung in Tegucigalpa
Die Landung in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, ist eine akrobatische Hochleistung für jedes Flugzeug. Das wußte ich -ein Glück- vorher nicht. Wir strudeln und straucheln durch die Lüfte, hinein in das Tal der Hauptstadt; es fühlt sich an als säßen wir in einem Aufzug mit Schluckauf. Das liegt wohl an den besonderen geothermischen Bedingungen und während ich mich, grün im Gesicht mit angstvoll geweiteten Augen an meinem Sitz festkralle, betrachten die anderen, hauptsächlich hondurenischen Fluggäste, lächelnd aber ebenso grün im Gesicht ihre Fingernägel oder das Anschnallzeichen. Sie sind daran gewöhnt. Und dann landen wir….mitten in der Stadt.

Die Landung in Tegucigalpa ist nichts für Angsthasen

Spazieren gehen in Tegucigalpa ist auch nichts für Angsthasen. Aber die Menschen sind unglaublich freundlich
Die nettesten Menschen
Tegucigalpa ist keine Stadt, die mein Herz höher schlagen lässt. Sie ist laut und schmutzig, Verkehr und Bebauung sind chaotisch. Zwei Dinge fallen mir sofort auf: es gibt keine Touristen und die Menschen sind überaus freundlich und zugewandt. Eines raten sie jedem Fremden: pass auf dich auf, lauf nicht einfach so durch die Strassen, bleib nachts zu Hause oder nimm ein sicheres Taxi.

Markt in Tegucigalpa
Meine überaus herzliche Gastfamilie wohnt in einer gesicherten Strasse, d.h. die Zufahrt ist nur über ein durch einen bewaffneten Posten gesichertes Tor möglich. Davon gibt es in der Stadt Tausende. Es ist nicht die Ausnahme der Reichen sondern die Regel für den größten Teil der Bevölkerung. Freiheit ist anders.

ein Gefühl von Unfreiheit beschleicht mich in Tegucigalpa
Ein Ausflug nach Santa Lucia
So freue ich mich dann auch als wir die Stadt verlassen und meine Gastfamilie mit mir einen Ausflug in die Berge macht. Santa Lucia ist ein wunderschönes Bergdorf, etwa 45 Minuten von der Hauptstadt enfernt. Hierher kommen die Städter gern am Wochenende zum essen, zum Kaffee trinken oder zum Wandern.

Das Bergdorf Santa Lucia in Honduras
Und so geniesse ich auch nach ein paar Tagen in der Stadt endlich wieder umher laufen zu können, ohne Tore, Gitter und bewaffnete Soldaten. Wieder einmal wird mir klar: was für ein Privileg in einem Land zu leben, wo ich mich frei und gefahrlos fortbewegen kann!

wandern in Santa Lucia
Auch wenn ich kein Fan von Tegucigalpa bin: die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit der Menschen hat mich sehr berührt. Und ich habe eine der schönsten Inseln der Karibik kennen gelernt: Roatán. Doch davon ein ander mal.