Als ich das erste Mal am Strand von Tulum auf das Meer geblickt muss ich eine komische Figur gemacht haben. Den Mund vor Staunen wahrscheinlich halb geöffnet, während die Augen ungläubig blinzeln und kaum glauben können was sie da sehen. Diese Farbe kann sich kein Maler ausdenken, denke ich. Das Wasser türkis, der Strand weiß wie schnee, der Himmel dunkelblau. Ich habe schon viele schöne Strände gesehen, aber noch nie so einen Umwerfenden.

Strand von Tulum
Traumhaft schön (teuer) am Strand von Tulum
Ich bin nicht die Einzige, die es wunderschön findet. Eine preiswerte Unterkunft zu finden ist gar nicht so einfach. Wer sogar direkt am Strand wohnen möchte, muss entweder tief in die Tasche greifen oder guckt sich bei mir ein paar Tricks ab. Aber dazu später mehr.

Sand, Palmen, Wasser….so schön
Von vorne: meine erste Unterkunft hatte ich über Airbnb im Dorf Tulum gebucht. Das Dorf ist etwa 20 Fahrradminuten vom Strand entfernt. Dort befindet sich auch der Busbahnhof. Nur zwei Blocks entfernt hatte ich etwas Bezahlbares gefunden. Ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad für rund 30 Euro die Nacht. Das Foto auf der Online-Plattform zeigt einen ansprechenden Garten und einfache Zimmer, die sich um einen Patio mit Außenküche verteilen. So weit so gut.
Ein überbelegtes Hostel
Allerdings ist Tulum so beliebt und der Gastgeber so geschäftstüchtig, dass die kleine Anlage mit 12 Personen ziemlich überbelegt ist. Betten stehen hinter dem Haus im Freien, mit einer Plastikplane darüber. Ebenfalls im Garten ein altes Auto, das als Lagerstätte für Bettwäsche dient. Die Reisenden aus Argentinien, Polen, Mexico, Frankreich, Deutschland und USA, zwischen 20 und 40, alle nett, keine Frage. Aber.
In meinem Zimmer gibt es ein Bett. Sonst nichts. Keine Ablage, kein Haken, kein Nagel in der Wand. Also alle Sachen aufs Bett. Aber wo schlafe ich jetzt? Also alle Sachen auf den Boden. Ich habe ein Déja vù: so sah es im Zimmer meines Sohn’s im Alter von 16 bis 18 Jahren üblicherweise aus. Ich habe noch nie begriffen wie man in dem Chaos etwas finden kann. Er konnte. Ich kann nicht. Deshalb verbringe ich in diesem Zimmer 90% der Zeit mit Suchen.

Nette Leute im ersten Hostel. Leider nur eine Toilette. Im Patio trifft sich die Hostelgemeinde zum Frühstück
Damit kann ich noch leben. Ist ja nicht für immer. Aber. Es gibt nur eine einzige Toilette. Für 12 Leute. Eine einzige Dusche, eine einzige Waschgelegenheit und ein einziges Klo in einem einzigen Raum! Wer es einmal da rein schafft, nimmt sich Zeit. duschen, Toilettengang, rasieren, schminken, frisieren, was weiß ich. Als ich morgens nach dem Aufwachen 20 Minuten vor verschlossener Tür stehe beschliesse ich eine andere Unterkunft zu suchen. Das war mir dann doch ein bisschen viel Traffic. Whatsapp von meinem Gastgeber:
ein zweites Klo ist in Planung….aber finde mal einen Klempner in Tulum
Neue Unterkunft, neues Glück
Mag ja sein. Solange will ich gewiß nicht warten. Also umgezogen. Auch Airbnb, nur diesmal bin ich schlauer. Ich wähle ein großes Zimmer mit eigenem Bad in einem Haushalt mit zwei Personen für 25 Euro die Nacht. Da lernt man zwar nicht so viele Leute kennen, kann aber jederzeit die Toilette benutzen. Lustig war nur der Einzug. Sie sei noch am Strand, whatsappt mir Gastgeberin Katja und komme erst gegen 19 Uhr nach Hause. Um 19 Uhr ist es dunkel in Tulum. Ich mit Gepäck allein durch die dunklen, unbekannten Strassen…muss ja nicht sein. Da komme ich lieber erst morgen, schreibe ich Katja. Aber sie bittet mich noch am gleichen Tag zu kommen. Ich könne ja schon mal ohne sie einzuchecken. Ich möge, schreibt sie, einfach durch das Fenster einsteigen. Katja kennt mich nicht, bittet mich aber durchs Fenster einzusteigen und es mir gemütlich zu machen. Das ist Mexico, denke ich.

Meine Gastgeberin ist noch am Strand. Und da will sie auch noch bleiben.
Einchecken für Fortgeschrittene
Sie beschreibt mir ausführlich wie ich zu ihrem Haus komme, schickt mir ein Bild der Aussenfassade und es folgt eine detaillierte Anleitung zum Einbruch. Wie ich das Außentor aufbekomme indem ich durch das Gitter fasse und am Schloß einen kleinen Stift hinaus ziehe, wie ich zum richtigen Fenster gelange, es öffne und dann einsteige. Wo ich, einmal drin, die Schlüssel finde, wo den Wifi-Zugang etc. Eine ellenlange whatsapp Botschaft. Ich schreibe zurück:
Ich: wenn mich die Polizei verhaftet, löst du mich dann aus?
Hahahaha, Katja lacht.
Katja: Mit ein bisschen Bestechungsgeld kommst du schon wieder frei.

Messenger Dialog zwischen Katie und mir
So habe ich das abenteurlichste Einchecken aller Zeiten erlebt, zumal Katja, wie sich herausstellt, eine rechts-links-Schwäche hat und ihre Beschreibung meistens falsch war.
erfolgreich eingestiegen….abends lerne ich meine Gastgeber kennen. Vertrauen ist alles!
Mit dem Fahrrad Tulum erkunden
Von meinem neuen Zuhause aus bin ich mit einem Leihfahrrad (ca 5 Euro am Tag) an den Strand gefahren. Der Fahrradweg führt bis zum Meer, dann geht die Strasse rechts runter in die Hotelzone und links runter in die mexikanische Zone. Die Hotelzone besteht aus vielen kleinen, außerordentlich schönen aber auch teuren Hotels im „Kabana-Stil“, also Bungalows und Hütten. Diese liegen alle linke Hand am Strand. Einen Zugang zum Strand findet nur, wer in einer dieser Häuser einkehrt oder dort etwas im Strandrestaurant essen will. Rechte Hand befinden sich wie Perlen an einer Kette aufgereiht kleine Boutiquen,Cafés und Restaurants. Alles schön. Alles teuer.

Mit dem Leihrad an den Strand
Fährt man hingegen die Strasse links in die mexikanische Zone so findet man öffentliche Strände, mexikanische Restaurants und – jawohl – einen Zeltplatz. Dort kann man tatsächlich unter Palmen und im schneeweißen Paradiesstrand campen für nur 5 Euro pro Person mit eigenem Zelt oder 8 Euro mit Leihzelt. Überall hängen Hängematten zwischen den Bäumen und stehen Grillplätze zum bruzzeln bereit. Ein Schlaumeier hat genau nebenan sogenannte „Boutique-Zelte“ aufgestellt, Tipis mit einem Bett drin, und vermietet sie für etwa 40 Euro. Allerdings teilen sich Luxuscamper und die einfachen Zelter die gleichen -nicht sehr ansprechenden- sanitären Anlagen. Aber immerhin, eine Möglichkeit, den Traum von Robinson Crusoe auch mit wenig Geld zu leben.

Robinson Crusoe Gefühl auf dem Zeltplatz von Tulum
Ich will mir am Ende meines Aufenthaltes in Tulum noch etwas gönnen und ziehe für zunächst 2 Tage in die teure Hotelzone. Und erlebe eine Riesenüberraschung. Davon nächstes Mal mehr.
Hier kannst du dich bei Airbnb registrieren und erhälst einen Gutschein über 30 Euro.