In der kleinen Garküche „Chez Marie-Claire“ hüpfen die Deckel auf den Töpfen. Betty, die Köchin wirbelt mit ihrem buntgemusterten Kleid emsig von Pfanne zu Kochtopf, probiert hier und rührt dort. Betty ist 55 Jahre alt, trägt einen knallgrünen Hut über dem bronzefarbenen Gesicht und zwei dicke Goldketten um den Hals. Ab und zu greift sie treffsicher nach oben und zaubert Kochgeschirr, Kellen, Zangen, Messer und Siebe hervor. Das gesamte Kochmobiliar hängt an Haken, die unter der niedrigen Decke befestigt sind. Alles was die kreolische Küche braucht ist griffbereit und platzsparend in Reichweite. Betty hat drei Kinder, die sie versorgen muss und eine gute Geschäftsidee: sie bietet nationale Gerichte an, die in Vergessenheit geraten sind.
zum Beispiel Makadame. Das ist ein Risotto in einer reichhaltigen Tomatensousse gekocht. Das war früher immer das Essen der Arbeiter bevor sie auf das Feld gingen. Das musste den ganze Tag satt machen.
Ich darf eintreten in das Reich der Kochkünste und in die Töpfe schauen. Es duftet nach Muskatnuss und Nelken, nach Zimt und frischem Pfeffer. Auf dem Herd blubbert Ragout de Boeuf, eine Art Rinderragout und Fricassée de cabri, Schafsfrikassé. Keine leichte Kost aber es sollte ja auch den ganzen Tag satt machen. Das Masale, eine Art RindfleischGulasch, habe man genauso wie Makadame morgens zum Frühstück gegessen, bevor man auf das Zuckerrohrfeld ging. Danach gab es dann nichts mehr bis zum Abend. Betty hat die Rezepte der fast vergessenen kreolische Gerichte der Großmütter ausgegraben und wiederbelebt.
Ganz anders in vielen Hotels von Martinique. Da gibt es – typisch französisch- Croissons und Baguette zum Frühstück, Säfte aus dem Tetrapack, Äpfel und Orangen aus dem Supermarkt. Und das, obwohl auf den Märkten exotische Früchte wie Maracuja, Papaya, und Mango angeboten werden. Da hilft nur eines: Selbsthilfe. Obst auf dem Markt kaufen und zum Frühstück mitnehmen.
Fisch in allen Variationen ist natürlich ein Riesenthema auf Martinique. Er ist frisch und lecker. Im Tibonume, einem angesagten Strandrestaurant zeigt Maitre Guy Ferdinand stolz seinen frischen Fang.
Vor und nach dem Essen kommt immer ein Schlückchen Rum ganz gut. Für die Verkostung hat Guy Ferdinand extra etwas vorbereitet, direkt unten am Wasser.
Bloß nicht die Nase ins Glas halten, mahnt er. Dann schmeckst du nichts mehr!
Zu spät, schon geschehen. Ich rieche und schmecke ohnehin nur eines: ziemlich hochprozentigen Alkohol.