Greta Thunberg hat viel bewegt. Ich würde sogar sagen sie hat das kollektive Bewußtsein verändert, egal ob man sie mag oder nicht. Viele denken inzwischen über die Umweltkonsequenzen einer geplanten Reise nach und setzen sich nicht mehr mir-nichts dir-nichts ins Flugzeug. Man muss aber nicht unbedingt Flugscham verspüren, um eine Bahnreise in Erwägung zu ziehen, vor allem dann, wenn die guten Verbindungen zum Zielland und die Infragstruktur vor Ort es anbieten, ohne Flügel und Verbrennungsmotor anzureisen.
Mit der Bahn preiswert in die Schweiz
und jetzt das Kleingedruckte: sobald die Grenze überfahren ist wird es ziemlich teuer. Zumindest für uns Nichtschweizer. Aber dafür bekommst du viel geboten.Und manchmal finden sich auch günstige Angebote.
Mit dem Zug von Bonn nach Zürich braucht es knapp 5 einhalb Stunden. Kosten mit Bahncard 50 z.B. am 16.10. : 21,35 Euro. Das ist ungefähr so viel wie 3 Cappuccino in einem Züricher Cafe. Ich bin von Zürich aus weiter mit der räthischen Bahn gefahren. Pünktlich wie ein Uhrwerk bringt sie mich in 3 Stunden ins Oberengadin. Gemütlich geht es die Berge hoch. Ich schaue aus den Panoramafenstern und Erinnerungen an Heidi werden wach. Sattgrüne Wiesen mit seeligen Kühen darauf (sie müssen glücklich sein bei der Kulisse), kleine Dörfer mit spitzen Kirchtürmen, steile Berge, glasklare, sprudelnde Flüsse. Mit jedem Höhenmeter fühle ich mich ein wenig entschleunigt und geerdet. Die Erholung fängt schon während der Reise an.

Celerina im Oberengadin
Celerina, die kleine Schwester von Sankt Moritz
Mein Ziel ist Celerina, die kleine Schwester von Sankt Moritz. Ein Dorf, weniger spektakulär aber dafür umso idyllischer. 1800 Meter hoch und 1800 Einwohner. Der alte Kern: traditionelle Bauweise, Wohnhaus an Stall oder Speicher, fast alle aufwenig restauriert, mit den kunstvollen Grafitti-Fassaden. Celerina bedeutet ‚Keller‘, und das, obwohl der Ort die meisten Sonnenstunden der Region hat. Schuld ist der Bischof von Chur. Er kaufte einst das Land, um die Steuern der Bauern in Form von Korn einzulagern. Heute wird die Steuer in Franken bezahlt, und das nicht zu knapp. Dafür ist der Mindestloh für einen ungelernten Tellerwäscher rund 3400 Franken.

Traditionelle Fassaden in Celerina
Bettelarm waren die Dorfbewohner früher. Deshalb zogen sie aus um in der Fremde als Bäcker zu arbeiten. Noch heute sind die Zuckerbäckereien im Engadin zu 80% in engadiner Händen. Randolins wurden die Auswanderer genannt oder auch Schwalben. Weil sie wie die Zugvögel jedes Jahr davon zogen und im Sommer zurück kamen. Manche blieben mausearm, andere wurden steinreich.
Eines einte sie: sie kamen immer wieder zurück. „Wenn es eine Krankheit im Engadin gibt, dann ist es das Heimweh“ sagt Irma Carmenisch, die uns durchs Dorf führt.

Celerina, Die ehemalige Waschstelle am Fluß
Zu Fuß unterwegs im Oberengadin
Kann ich gut verstehen. Die Luft, die Berge, das Licht. Es ist schon irgendwie besonders im Oberengadin. Ich mache einen Spaziergang durch den Wald. Es duftet nach Hölzern und feuchter Erde. Der Boden schwingt weich unter meinen Füßen, Moos säumt den Pfad, Preiselbeeren leuchten und ein wenig Herbst läßt sich mit roten und gelben Blättern hier und da erahnen. Nur die Pfadmarkierung erschliesst sich mir nicht. Der Weg spaltet sich, es geht geradeaus, nach rechts und nach links und überall die Markierung Trail 2. Seltsam. Schweizer Geheimsprache? Mein Handy zeigt kein Signal, Google Maps ist also auch out of order. Ach egal, was soll schon passieren, ich gehe einfach weiter, ist ja nicht der Dschungel mit wilden Tieren sondern die Schweiz.
Die einfachste Lösung für Orientierungsmuffel wie mich ist natürlich eine geführte Wanderung zum Beispiel von Maloja nach Bivio oder eine Tour von Cinous chel über Zuoz und Samedan nach Pontresina. Wer noch sportlicher unterwegs sein will und über Stock und Stein laufen möchtet findet hier Trailrunrouten

Spazier-und Wanderpfade rund um Celerina
Faultiertypen oder Kniepatienten können auch ganz einfach mit der Bahn hoch fahren und einen wunderbaren Blick auf die berühmte herbstliche Malojaschlange geniessen. Spätestens danach willst du den Film sehen „Die Wolken von Sils Maria“.

Malojaschlange
Mit dem Mountain-Bike die Gegend erkunden
Schneller als zu Fuß geht es mit dem Bike. Im Cresta Palace, wo ich untergebracht bin, gibt es MountainBikes auch als E-Version zu mieten. Immer Samstags kannst du einen Fahrtechnikkurs machen.
„Die Leute fahren schnell und fallen schnell hin“ sagt Andreas, der Aktivity-Coach. „Schotter ist der größte Feind des Mountain Bikers. Und wir wollen ja nicht, dass sie sich weh tun.
Im Cresta Palace gibt es einen Mobilitäts-Pass kostenlos ab 2 Übernachtungen. Der Mobilitäts-Pass schließt sämtliche Bergbahnen und den öffentlichen Nahverkehr ein. Und zwar für dich, dein Fahrrad und -falls du einen hast- deinen Hund ein.

Lez da Staz – E-Bike fahren macht Spaß
Nach der Bike-Einweisung heißt es für mich ‚Helm auf und ab auf den Trail‘, durch Wälder und Berge, vorbei an den Seen Lez da Staz und Sankt Moritz. Es macht große Freude, den Anstieg mit einem Lächeln und einem flotten Lied auf den Lippen hoch zu radeln. Auf die Herausforderung, nur mit Muskelkraft schweissgebadet und ächzend den Gipfel zu erklimmen kann ich gern verzichten. Wenn du auf der Suche nach Tages-oder Mehrtagestouren bist: Engadin-Tourismus hat diverse Mountain-Bike Touren ins Netz gestellt.
Mit Bus und Bahn durchs Engadin
Von Celerina fährt stündlich die räthische Bahn nach Sankt Moritz, Chur und Landquart. Daneben gibt es eine Reihe von Buslinien, etwa alle 30 Minuten, die ebenfalls im Mobilitätspaß inbegriffen sind. Falls du in Sankt Moritz eine kleine Shopping-Tour machen willst stelle sicher, dass du zuvor im Lotto gewonnen hast oder Onkel Dagoberts goldene Kreditkarte stibitzt. Wenn du weder das eine noch das andere hast empfehle ich schweigend zu staunen und zu geniessen. Auf der Webseite von Engadin-Tourismus gibt es jede Menge Vorschläge was in der Gegend zu tun ist. Wandern, schlendern, schauen, atmen, riechen und geniessen kostet nichts. Der Rest ist- zugegeben- teuer für uns. Aber nicht alles ist unbezahlbar. Genau Hinschauen lohnt sich. Zum Beispiel bei der Unterkunft.
Wohnen im Hotel Cresta Palace
Das Hotel Cresta Palace ist ein 4**** Sterne Haus mit vielen Jugendstilelementen und überaus freundlichem und hilfsbereitem Personal.
Das Doppelzimmer kostet z.B. für 1 Woche im Oktober ab 100 Franken pro Person und Nacht (bei Belegung mit 2 Personen). Einzelzimmer: 145 Franken, Komfort-Familienzimmer (bis 4 Personen) 240 Franken pro Nacht. Schluck? So teuer ist es nicht, wenn du siehst was alles im Preis drin ist.
Der Preis schliesst ein:
Unterbringung im gebuchten Zimmer
Mega-Frühstück mit frischem Buffet (!!!)
WIFI
Minibar
MTB-Bike
Spa mit Dampfbädern und Saunen (Bio-Finnisch)
Mobilitäts-Pass für Busse, Bergbahnen inkl. Fahrradtransport
Wanderrucksack
e-Bike +30 Franken pro Tag
Halbpension +60 Franken pro Tag
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Die Recherchereise ins Oberengadin wurde unterstützt von Cresta Palace, Engadin- und Schweiz Tourismus. Vielen Dank!
Alle Beiträge spiegeln uneingeschränkt die Meinung der Autorin wieder
Bin neu hier und gerade auf Dein Blog gestoßen. Cooles Blog, mit interessanten Beiträgen und Fotos, die gute Laune machen.
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