Wie mein innerer Schweinehund versucht meine Reisepläne zu torpedieren
Graue Wintertage und eine Erkältung, die einfach nicht vergehen will wecken in mir Anfang Januar neue Reiselust. Ich habe mir einen Zettel gemacht. Darauf steht:
Idee 1: Mexico
Idee 2: Garden Route, Südafrika
Idee 3: Asien, Ayurveda
Ziemlich aus dem Bauch heraus entscheide ich mich für Mexico. Ich war einmal beruflich in Mexico DF, der gigantischen Hauptstadt, und hatte keine Zeit mich im Land umzusehen. Damals versprach ich mir, wieder zu kommen. Mexico war also der neue Plan. Yucatan, Chiapas, Oaxaca und all die zapotekischen, aztekischen und Mayanamen wie Popocatepl, Uxmal, Tulum, Chocohuital, all das klingt sehr verheißungsvoll.
Aber dann, die Heizung richtig aufgedreht, Kerzen an, und mit einer warmen Decke auf dem Sofa finde ich es plötzlich ganz gemütlich zu Hause und Zweifel beschleichen mich: war das mit Mexico eine gute Idee? Ist das nicht zu gefährlich? Hört man doch immer wieder: Entführungen, Drogenmafia, Schießereien, Zika.
Es ist nicht das erste Mal, dass mich kurz vor einer Reise Bedenken überfallen wie ein Horde wilder Piraten. Ich kenne das schon. Meine Ängste wollen mich zu Hause halten. Ein echt mieser Trick ist das: sie wollen mich überreden, träge in meiner Komforzone zu verweilen. Da draußen wartet Unvorhergesehenes, Überraschungen, fremde Menschen, kaputte Bremsen, unbequeme Betten, Schlaglöcher, Durchfälle und Strassen, auf die ich noch nie einen Fuß gesetzt habe. Da wartet das Leben, und das kann bisweilen auch gefährlich sein. Keine Frage. Der Irrtum liegt aber darin zu glauben, zu Hause seien wir stets sicher. Dabei ist die Gefahr vom Hocker zu fallen während ich Fenster putze oder als Fahrradfahrer vom Auto angefahren zu werden ungleich höher als im Kugelhagel einer Mafiabande in Mexico zu sterben. Weiß der Verstand. Aber dem innere Schweinehund, der partout im Warmen und vermeintlich Sicheren bleiben will, ist das egal. Und so nervt er weiter mit Sorgen und Wenns und Abers.
Netter Versuch, lieber Schweinehund, aber ich kenne dich inzwischen ganz gut. Du wirst schön hier bleiben und das Haus hüten. Inzwischen packe ich meinen Rucksack und lasse mich nicht beirren.
Als ich dann endlich am Bahnsteig stehe und auf den Zug zum Flughafen wartet fühle ich mich wie befreit und zum ersten Mal kommt so etwas wie freudige Erwartung auf. Möge die Reise beginnen.
12 Stunden später lande ich in Cancún, lasse den Rucksack im Hostel und streife durch die Strassen des Viertels. Der Gästevater hat mir versichert, dass es sich um ein ruhiges Viertel handelt und nichts dagegen spreche auch nach Anbruch der Dunkelheit, ja, und auch alleine als Frau spazieren zu gehen. Es ist 18 Uhr, dunkel und ich atme die laue Luft. Angst? Keine Spur mehr. Es ist herrlich, ich fühle mich frei und lerne allein auf diesem kurzen Spaziergang drei nette, hilfsbereite Mexikaner und Mexikanerinnen kennen als ich in den verwinkelten Gassen die Orientierung verliere.
Wenige Tage später, am Strand von Tulum mache ich ein Selfie und schicke es dem in Deutschland gebliebenen inneren Schweinehund mit den Worten:
„netter Versuch“ (-;
Great blogg
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